Spurensuche Menschen im Krieg
SpurensucheMenschen im Krieg

Leseproben aus "Lebenslinien - Menschen im Krieg"

10. Panzerdivision auf dem Weg nach Moskau, 1941, Foto Archiv Wiedeking

 10. Panzerdivision 

Als Kommandant in Polen, Russland, Frankreich und Afrika

 

Glück, Trauma und Tod - Ein Blick aus dem Panzer

 

Die letzten drei Tage im Leben von Julius Jerg waren eine Katastrophe. Eine nicht enden wollende Qual, gegen die nichts zu machen war. Selbst alle Beruhigungsversuche eines Arztes blieben wirkungslos. Der Sterbende schrie seine Not heraus, sein Leid, sein entsetzliches Trauma. Jetzt in den letzten Stunden seines Lebens, die keine Zurückhaltung seiner Gefühle mehr zuließ, brach sich sein Schmerz mit aller Gewalt Bahn. Sein Schmerz, der ihn sein Leben lang begleitet und gequält hatte.

Julius war Panzersoldat und wurde schwer verwundet. Mehrmals war er seinem Tod nahe. Er hat erfahren, was Todesangst ist, körperlich und auch psychisch. Er kämpfte in Polen, Frankreich, Russland und in Nordafrika. Die Fotos von Kampfplätzen, die er seiner Tochter eines Tages gab, zeigten die Folgen der Kämpfe in aller Realität, Härte und Grausamkeit. Es waren Fotos, die mehrheitlich aus der vermeintlich sicheren Position vom Panzer aus aufgenommen wurden. Zerfetzte Menschen, hingerichtete Widerstandskämpfer, brennende Dörfer, zerschossene Tierkörper. Vom Besitz dieser Fotos konnte er sich freimachen und sie aus der Hand geben. Doch diese Fotos waren längst in seinem Inneren zu unauslöschlichen Bildern geworden, die ihn niemals mehr losgelassen hatten. Die Schmerzen bei der Verstümmelung seiner Füße, die ihm in seinem Panzer durch explodierende Munition zugefügt worden waren, seine seelische Not und sein Verlassensein auf Verbandplätzen und in Lazaretten hatten ihm schwerste traumatische Schäden zugefügt. Seine Familie begleitete ihn in seinem Sterben. Jeder der Familie hielt seine Hand und versuchte beruhigend mit ihm zu sprechen. Jeder wird in diesen letzten Stunden für Julius gebetet haben. „Gott, lass ihn bitte in Ruhe sterben.“ Dennoch, sein Sterben war eine Qual. Ruhe fand er erst, als sein Atem stillstand, sich sein Gesicht entspannte, fast friedlich aussah. Die Stille danach war für alle ein Segen, wahrscheinlich auch für ihn.

 

Wer war dieser Mensch Julius, wie wurde er Soldat, wie verbrachte er sein Leben, wie litt er unter seinen traumatischen Prägungen. Das alles sind Fragen auf die in diesem Kapitel eingegangen werden wird. Die gr0ße Linie werden jedoch seine Kriegsfotos vorgeben, die heute im Familienarchiv Jerg liegen. Dazu werden militärische Ereignisse beschrieben, die Julius sehr belastet haben müssen und über die er häufig mit dem Autor, seinen Kindern und seiner Frau Ida gesprochen hat. Wenn er über den Krieg redete, war es nicht mehr der Soldat, sondern der Mensch Julius, der aus ihm sprach. Nie hat er seine eigene Verantwortung für das, was sich im Krieg ereignete, außer Acht gelassen. Nie sprach er verherrlichend über die Kriegsereignisse, die er erlebt hatte. Er berichtete von dem alten russische Paar, dem er das Haus über dem Kopf in Brand schießen sollte. Das er in den eigenen vier Wänden hingerichtet hätte, wenn er seinen Befehl ausführte. Er klopfte an die Tür des Hauses und sah in die aufgerissenen Augen dieser Menschen. Er schickte sie hinaus ins Freie. Dann erst schoss er die befohlenen Brandgranaten. Sein Einsatz gegen Zivilisten und Menschen, die zu Partisanen erklärt worden waren, zu dem er mit Truppen der Waffen-SS abkommandiert worden war, ging ihm lebenslang nicht mehr aus dem Sinn. Diese Menschen waren für ihn unschuldig und ihnen standen alle Lebensrechte zu, auch wenn sie von Vielen damals als Verbrecher angesehen wurden. Er sprach oft über die Ereignisse im Krieg, die ihn im Innersten getroffen hatten. Trotzdem hat er sich nicht von den Folgen seiner traumatisierenden Erlebnisse befreien können.

Julius wurde am 5. März 1915 in Sipplingen geboren. Hinein in die Zeit des ersten Weltkrieges. Mit all ihren Schwierigkeiten und Nöten. Zwei Jahre nach seiner Geburt starb seine Mutter. Als Kind erlebte er die große Inflation, den totalen Verfall des Geldwertes und die Weltwirtschaftskrise. Sein Vater Ernst, Wirt des Gasthauses zu Krone, war ein cholerischer Mann. Viele im Dorf fürchteten sich vor ihm und so wird Julius in seinen Jugendjahren auch nicht viel Zuwendung erfahren haben.

 

Sein Werdegang war typisch für die damalige Zeit. Er besuchte die Volkschule und ging danach in die Lehre als Koch. Diese Lehre absolvierte er im Hotel Ochsen in der nahen Kreisstadt Überlingen. Julius war ein sportlicher junger Mann, dem der Wassersport viel Freude machte. Er bekam die Gelegenheit, die damals sicher sehr exotisch war, auf einem Wasserbrett von einem Motorboot gezogen, über den See zu rauschen. Oft hat er davon erzählt und manche Freistunde während seiner Ausbildung auf dem See zugebracht. Nach beendeter Lehre arbeitete er in Hotels in Garmisch und Bad Ems an der Lahn. Er wollte weg von zu Hause, wo ihm das Leben zu eng geworden war. Sein Traum war, wie er öfter berichtete, irgendwo in der Welt zu arbeiten. Verwirklichen konnte er seinen Traum nie. Erst viele Jahre später machte er einige Reisen unter anderem nach Ägypten, England und in die Sowjetunion, die ihm wenigstens einen kleinen Ausgleich für die entgangenen Vorhaben seiner jungen Jahre geboten haben.

Schon 1936 musste er zum Reichsarbeitsdienst und ist im gleichen Jahr auf den Führer, Adolf Hitler, vereidigt worden. Zum ersten Mal musste er 1935 zur Musterung, dann nochmals 1937. Anschließend wurde er zum Panzer Regiment 7 nach Vaihingen abkommandiert. Seine Dienstzeit begann am 1. Oktober 1937. Sie ging 1939 nahtlos in den Kriegsdienst über. Der Dienst endete mit seiner schweren Verwundung in Tunesien am 16. Februar 1943, bei Kämpfen gegen die 1. Amerikanische Panzerarmee bei Sidi Bouzid, einer Stadt in der Wüste etwa 200 Kilometer südwestlich von Tunis. Sein Panzer wurde von einem Geschoss getroffen, das die mitgeführte Munition zur Explosion brachte und das ganze Fahrzeug in eine Feuerhölle verwandelte. Lebensgefährlich verletzt gelang es seinen Kameraden Julius aus dem Feuer zu bergen und hinter dem Panzer in Deckung zu bringen. „Mein letzter Gedanke war, jetzt werde ich sterben, dann verlor ich das Bewusstsein“. Er wurde in das etwa 160 Kilometer entfernte Feldlazarett 200 in Sfax transportiert und dort notoperiert. Seine Füße und seine Unterschenkel waren zerfetzt und sein Überleben hing an einem seidenen Faden. Die psychischen Belastungen durch diese Verwundung wurden damals nicht beachtet, geschweige denn behandelt. Elf Tage nach der Notoperation im Feldlazarett Sfax war Julius soweit transportfähig, dass er über Tunis und einem Seetransport über das Mittelmeer in das Kriegslazarett Neapel verlegt werden konnte. In Tunis „vergaßen“ die Sanitäter einfach seine Trage vom Kai auf das Schiff zu heben. Erst nach seinem lautstarken Protest wurde er schließlich zu den anderen Verwundeten auf das Schiff gebracht. Ein traumatisches Erlebnis, das sich auf seinem Rücktransport mit dem Zug in Neapel und nach seiner Ankunft auf dem Hauptbahnhof in München nochmals wiederholen sollte. In München „vergaß“ man ihn zum dritten Mal und ließ ihn auf seiner Trage in eisiger Kälte auf einem Bahnsteig stehen. Ein zufällig vorbeikommender Bahnbediensteter hörte seine Hilfeschreie und veranlasste seinen Abtransport in das Reservelazarett in Wasserburg-Gabersee. Nach acht Tagen in Gabersee überstellte man ihn in das Reservelazarett in Haag Oberbayern, aus dem er nach dreizehn Monaten Behandlung entlassen wurde. Er selber gab an, in Haag gut behandelt worden zu sein. Dabei erwähnte er einen Arzt, der sich in Entscheidungsfällen besonders intensiv um ihn gekümmert hatte. Sein Wehrpass gibt Auskunft über seinen Truppendienst, die Gefechte und Schlachten, seine Verwundungen und Lazarett-Aufenthalte.

Am 29. August 1944 war die aktive Dienstzeit von Julius beendet. Zuvor hatte ihm die Heeresentlassungsstelle 3 des Wehrkreises V 50 Reichsmark Entlassungsgeld ausgezahlt. 

 Ausführlicher Bericht über Erlebnisse und viele Originalfotos im Buch "Lebenslinien - Menschen im Krieg"

Gott mit uns - Gefangene werden nicht gemacht

 

Telefongespräch vom 5. 1. 2016: Guten Tag Herr Knecht, ich hoffe, Sie haben sich von der akuten Erkrankung wieder erholt. Darf ich Ihnen einige Fragen stellen?
„Ja sicher. Ich freue mich auch über Ihre Weihnachtsgrüße“.

Herr Knecht, es sind Fragen, die wohl die schlimmste Zeit ihres Lebens betreffen, Fragen zu den Ereignissen bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes im August 1944. Es ist beabsichtigt, eine Publikation zu erstellen, die sich mit dem Thema der Lebenslinien von Menschen im Krieg befasst. Das ist eine heikle Aufgabenstellung.

Darf ich über Ihre Erlebnisse, ihre Traumatisierung schreiben und unter Nennung ihres Namens veröffentlichen? „Es steht ihnen frei, ob Sie meinen Namen nennen wollen oder nicht!“

Lothar Knecht ergreift das Wort und spricht fast eine halbe Stunde ohne Unterbrechung:

In meinem Leben quält mich immer die gleiche Frage, gibt es einen Gott, oder gibt es ihn nicht. Ich habe Gott seit Warschau auf die Seite gestellt. Ich bin ergriffen von Jesus. Seit meiner Gefangenschaft ist Jesus mein Freund, Wegweiser und Maßstab. Das ist meine Lebensfrage: „Wo warst du, Gott, als ich in meinem Leben so gefordert wurde, als ich unschuldige Menschen auf Befehl eines Unteroffiziers und dessen Vorgesetzten erschießen sollte? Wo warst du Gott, den wir den Allmächtigen nennen, der die Liebe und Güte in reinster Form sein soll? Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“

Sie dürfen jederzeit das Gespräch unterbrechen, wenn es sie zu sehr belastet oder anstrengt. „Ja es ist sehr anstrengend, es erschöpft mich sehr, ich bin nass geschwitzt“.

Das Gespräch geht zu Ende. Ein lebenslanger seelischer Notruf, an dem ein sensibler, hochgebildeter und christlich erzogener Mann zu scheitern droht. Lothar Knecht schreibt immer wieder über sich selber. Er lässt die Ereignisse noch mal ganz nahe an sich heran. Seitenlang sind seine Beschreibungen, die er an mich schickt. Sie legen sein Innerstes offen, kennen kein Tabu und sind schonungslos gegen sich selbst. Was muss in einem Menschen vorgehen, um vom katholischen Theologen zum Zweifler an der Existenz Gottes zu werden? Über das Massaker von Warschau schreibt er:

 Wenn der Tod umgeht, wird die Sprache karg. Ein Schultag, eine düstere Szene, die sich von selbst immer wieder in mir abspielt. Fällt endlich der Vorhang, klatscht nichts und niemand, nur ich würge heraus. Nein, nein, nein! Die Medien vermögen durch Bild oder Schlagwort oder Bericht mein Erinnern wecken, und mein Drama spielt sich im Traum ab, von dem ich mich gequält ins Wache fliehe. Noch nie hatte ich jemals jemand von diesem Tag erzählt. Das Szenenbild ist so verschwommen, wie die Buchstaben vor meinem alten Auge, doch unauswischbar aufdringlich. Hier will ich Traum von Wirklichkeit trennen, mich freischreiben; Erzählung wird es bleiben, karger „Wetterbericht“ würde fälschen.

Lothar Knecht wurde am 10. Januar 1925 in Bittelbrunn, einem kleinen Ort im Hegau, geboren. Sein Vater war dort Dorfschullehrer und Organist. Im 1. Weltkrieg wurde er eingezogen und hatte den ganzen Wahnsinn eines Krieges selber erfahren. Er war ein Mann des Friedens und musste für seine pazifistische Haltung, besonders unter der Regierung der Nationalsozialisten, manche Bestrafung über sich ergehen lassen. Seine Mutter lebte nach den Regeln der katholischen Lehre, war aber zugleich eine Frau mit innerer Bildung, vielen Interessen und ausgeprägter Selbständigkeit. Sie schickte den jungen Lothar in die Ausbildung zum Ministranten. Eine Aufgabe, die Lothar gerne wahrgenommen hatte. Dennoch war sie in Rückbetrachtung seines Lebens zugleich Ausgangspunkt seiner kritischen Haltung zu den kirchlichen Ritualen und Aussagen, die er nun in der Dorfkirche von Bittelbrunn hautnah erleben konnte. Die Ereignisse des Übergangs von Weimarer Zeit in den Nationalsozialismus erlebte Lothar noch in seinem Heimatort. Trommeln, Trompeten, Aufmärsche mit Nazigebrüll hatte er kennengelernt. Die betrübte Stimmung seiner Eltern hatte er damals als Kind schon bemerkt, konnte sie aber nicht wirklich erfassen. Mit 10 Jahren wurde Lothar zur weiteren Bildung in das Konradihaus nach Konstanz geschickt. Das war eine streng katholische Bildungsanstalt, in der die Regeln des „Mittleren Katechismus der katholischen Religion für das Erzbistum Freiburg von 1911“ die Grundlage der Erziehung darstellten. Die Jungen, Mädchen gab es nicht im Konradihaus, besuchten das Gymnasium in der Stadt Konstanz. Auf dem Schulweg dorthin warf Lothar gelegentlich den Blick auf ein Jugendleben, das sich in der strengen Männergemeinschaft des Konradihauses nicht entwickeln konnte. Das offiziell auch nicht gewünscht wurde, da eines der Ausbildungsziele die zölibatären Berufe der katholischem Kirche waren. In späteren Jahren der Pubertät, als das andere Geschlecht interessant wurde, gab es für Lothar keine Gelegenheit, sich altersgemäß damit auseinander zu setzen. Selbst die Mitschülerinnen in seiner Klasse verhielten sich abweisend gegen die Konradi-Schüler, die sie und manche anderen unverhohlen als „Kapauner“ bezeichneten.

Lothars weiterer Lebensweg war so, wie der vieler Jungen in der damaligen Situation. Auch er wurde von der vormilitärischen Ausbildung erfasst, deren erklärtes Ziel es war, in der Hitlerjugend Jungen heran zu bilden, die hart wie Kruppstahl und zäh wie Leder sein sollten. So führte ihn sein weiter Lebensweg, wie der eines jeden anderen jungen Mannes der damaligen Zeit, über das Wehrertüchtigungslager zum Arbeitsdienst und von da aus direkt in den Kriegseinsatz als Infanterist. Die Erfahrungen in seinen Kampfeinsätzen haben ihm traumatische Schäden zugefügt, haben ihn sein ganzes Leben lang gequält und nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Sie haben seine, schon in seinen Kindertagen erkennbare, kritische Haltung gegenüber der katholischen Erziehungslehre, derart verändert, dass er sich an den in seiner Ausbildung vermittelten Postulaten des katholischen Glaubens rieb. Er erlitt das Schicksal eines Menschen, dessen Verstand und Gedankenwelt, schon in jungen Jahren, durch Staat und Kirche indoktriniert worden sind und der sich lebenslang nicht von den daraus resultierenden Folgen befreien konnte.

Kriegstraumata entstehen sicher in erster Linie durch prägende Erfahrungen im Kampf, es ist daher nicht zwingend notwendig, zusätzlich eine überhöht katholisch geprägte Vorbildung zu erfahren. Dennoch wäre manches Leiden, das Lothar Knecht mit sich herum getragen hat, nicht so drückend gewesen, wenn die Messlatte durch seine christliche Vorbildung nicht so hoch gelegt worden wäre. Noch im März 2014 schreibt er zu dem Massaker bei der Niederschlagung des Aufstandes in Warschau: Nie verdunstet in mir jener „Schultag“. Vergeblich versuchte ich ihn in mir auszuradieren. Die Bildschärfe nahm zwar ab, aber das Erleben eigener Feigheit blieb, der Grund, hier darüber zu schreiben. Vor wenigen Tagen wieder ein Traum. Sechs Lehrer, sechs Schuss im Gewehr. Befehl, erschießen, schießen, schießen, schießen. Öfter vor mir die Szene, jenes schönen Mädchens. Befehl, erschießen! Das Mädchen schonen durch den Schuss in den starr offenen Mund? Doch nicht durch den Busen in ihr Herz? Ich endlich zu mir: Schreib alles herunter. Vielleicht träumst du seltener davon! Ich war damals 19 Jahre. Freiburg, den 22. März. 2014. Der deutsche Philosoph Theodor W. Adorno hat geschrieben. Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Das mag zwar in vielen Fällen gelten, hat aber keine universelle Aussagekraft. Bei der Betrachtung der Lebenslinie des Menschen und Soldaten Lothar Knecht trifft diese Aussage  nicht zu. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man das Handeln von Lothar Knecht betrachtet. In den schrecklichen Tagen des Massakers von Warschau hat er Mut bewiesen, hat Zurückhaltung geübt, nicht auf Unschuldige geschossen, sondern sich bemüht viele Leben zu retten. Er hat mitgeholfen Trauer und Leid von den Familien jener fernzuhalten, die vor ihm standen und auf Befehl erschossen werden sollten. Wer dächte dabei nicht daran, auch sein eignes Leben zu schützen. Nein, Lothar Knecht war nicht feige. Er hat mehr geleistet, als manch andere, die ihre Mordtaten hinter dem zweifellos unrechtmäßigen Befehl, alle zu töten, versteckten. Lothar Knecht war nach seinen Angaben in Warschau der Sonderheit 3 zugeordnet. Sie stand unter dem Kommando der Waffen-SS. In dieser Sondereinheit jedoch kämpften Wehrmachtsoldaten, die nicht zur Waffen-SS gehörten. Darunter auch Soldaten, die als „politisch unzuverlässig“ galten. Nach neun Tagen Häuserkampf war diese Sondereinheit „verheizt“, wie die SS-Einheit Totenkopf an die SS-Einheit Viking meldete. Es gab nur einen Überlebenden. Das war Lothar Knecht. In den 1960er Jahren wurde gegen diese Sondereinheit wegen ihres Einsatzes in Warschau ermittelt. Der einzige Überlebende der Sondereinheit wurde gefunden und verhört. Eine gerichtliche Verhandlung gegen ihn kam aus Gründen erwiesener Unschuld erst gar nicht zustande.

 

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